Restless Legs
Restless Legs
Was ist Restless Legs?
Symptome
Die Missempfindungen werden von den Betroffenen unterschiedlich beschrieben. Die Schilderungen reichen von Brennen, Ziehen, Elektrisieren, Kribbeln oder Ameisenlaufen in den Beinen bis hin zu einem Heiß- oder Kaltgefühl sowie Schmerzen oder Krämpfen. Selten werden die Beschwerden als oberflächlich, häufig werden sie als tief innen liegend und aufziehend empfunden. Meist sind die Beine betroffen, aber die Symptome können auch an den Armen, dem Brustkörper oder anderen Körperregionen sowie einseitig, beidseitig oder auch abwechselnd auf der einen oder anderen Seite auftreten. Besonders zu Beginn der Erkrankung können die Beschwerden nur gering ausgeprägt sein und zwischenzeitlich bei einigen Patienten sogar ganz fehlen. Nicht zuletzt deshalb kann ein RLS häufig über einen langen Zeitraum unerkannt bleiben.
Bei vielen Patienten kommt es zudem zu unwillkürlichen Beinbewegungen im Schlaf, so dass nicht nur die Einschlaf-, sondern auch die Tiefschlafphase gestört ist. Der ständige Drang, sich zu bewegen, kann insgesamt sehr belastend sein und zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen. Insbesondere die mit einem RLS verbundenen Schlafstörungen beeinträchtigen sowohl die Leistungsfähigkeit, als auch das emotionale Wohlbefinden. Wer abends wegen seiner Missempfindungen in den Beinen nicht einschlafen kann oder nachts immer wieder aufstehen muss, um dem starken Bewegungsdrang nachzugeben, ist tagsüber müde, abgeschlagen und hat langfristig ein Risiko für weitere Erkrankungen. Und wer wegen der ständigen Bewegungsunruhe nicht mehr ins Kino oder Theater, auf Reisen oder auf lange Autofahrten gehen kann, läuft Gefahr, ins soziale Abseits zu gleiten.
Häufigkeit
Der große Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten und die mit dem RLS verbundene gesamtwirtschaftliche Belastung wird erst seit Kurzem anerkannt. Nach einer Untersuchung des European Brain Council nimmt das RLS den zweiten Platz der sozioökonomisch teuersten neurologischen Erkrankungen ein. Dies resultiert hauptsächlich aus dem Umstand, dass viele RLS-Patienten keine oder eine (häufig mehrjährig) verzögerte Diagnose erhalten, was sie an einem rechtzeitigen und angemessenen Zugang zur Behandlung hindert. Dies führt wiederum zu schlechten klinischen Ergebnissen, Produktivitätsverlusten, erhöhtem Ressourcenverbrauch und steigenden Kosten für Gesundheitsversorgung und Gesellschaft.
Diagnose
Der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf ein RLS ist der Hausarzt. Die Diagnose erfolgt anhand der typischen Symptome. Man unterscheidet dabei zwischen notwendigen (essenziellen) und ergänzenden (supportiven) Kriterien. Für die Diagnose eines RLS müssen die notwendigen Kriterien unbedingt vorliegen. Die ergänzenden Kriterien wie zum Beispiel eine familiäre Häufung des RLS geben zusätzliche Hinweise.
Vier Minimalkriterien lassen auf ein Restless Legs Syndrom (RLS) schließen:
- Missempfindungen sowie ein ausgeprägter Bewegungsdrang der Gliedmaßen, vor allem der Beine, aber auch der Arme und anderer Körperregionen
- Die Beschwerden treten dann auf, wenn der Körper zur Ruhe kommt
- Bewegung wie z.B. Aufstehen, Laufen oder Dehnen führen zu einer teilweisen oder vollständigen Besserung der Beschwerden
- Die Beschwerden sind abends oder nachts stärker als am Tag oder treten ausschließlich abends oder nachts auf
Zusatzkriterien (häufig, aber nicht obligat) sind:
- Schlafstörungen und deren Folgen wie z.B. eine ausgeprägte Tagesschläfrigkeit aufgrund von Ein- und Durchschlafstörungen
- periodische Beinbewegungen
- positive Familienanamnese
Hat der Arzt den Verdacht, dass ein RLS vorliegt, dann kann er die Diagnose mithilfe eines sogenannten L-Dopa-Tests absichern. In der Regel wird der Arzt weitere Untersuchungen durchführen, um andere Krankheiten wie etwa Muskelerkrankungen, Muskelkrämpfe, Gelenkentzündungen, Fehlstellungen der Gelenke, Gefäßerkrankungen, Störungen oder Erkrankungen von Nerven, Fußwippen als Gewohnheit sowie Depression und Angsterkrankungen diagnostisch auszuschließen.
Erkrankungen wie Nierenfunktionsstörungen oder Eisenmangel, die ein RLS hervorrufen können, sollten ebenso ausgeschlossen werden wie die Nebenwirkung mancher Medikamente, die ein RLS auslösen können. Neben einer klinisch-neurologischen Untersuchung können im Rahmen weiterführender Diagnostik Laboruntersuchungen, eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, eine Untersuchung im Schlaflabor sowie eine Muskeluntersuchung erfolgen.
Formen
Primäres oder sekundäres Restless Legs Syndrom – Was bedeutet das überhaut und macht diese Unterteilung heute noch Sinn?
In der Vergangenheit wurde häufig zwischen einem primären und sekundären Restless Legs Syndrom unterschieden. Dabei wurde versucht, die Diagnose eines primären Restless Legs Syndrom nur dann zu stellen, wenn keine anderen Erkrankungen (z.B. Polyneuropathie, Eisenmangel, Nierenerkrankungen, Diabetes etc.) vorlagen. Als sekundär wurden die Formen des Restless Legs Syndroms bezeichnet, die bei diesen Erkrankungen auftraten.
Durch das zunehmende Wissen über mögliche Ursachen des Restless Legs Syndroms zeigt sich, dass die Übergänge jedoch oft fließend sind und betroffene RLS-Patienten nicht selten ein Restless Legs Syndrom UND z.B. eine Polyneuropathie oder andere Begleiterkrankung haben können. Die zuvor gewählte Einteilung in primär oder sekundär ist somit offensichtlich zu einfach und spiegelt nicht wieder, dass das Restless Legs Syndrom eine eigenständige und/ oder auch zusätzliche Erkrankung darstellt.
Die zuvor als ursächliche Erkrankungen wie Eisenmangel, Niereninsuffizienz, Diabetes etc. angesehene Erkrankungen bezeichnet man deshalb jetzt eher als komorbide (= begleitende) Erkrankungen, die mögliche Triggerfaktoren für ein Restless Legs Syndrom darstellen. Zum Beispiel kann es sein, dass man eine genetische Veranlagung für ein Restless Legs Syndrom hat, die jedoch nur dann zum Tragen kommt, wenn ein weiterer Triggerfaktor wie z.B. ein Diabetes auftritt. Anderseits kann es aber auch sein, dass die genetische Veranlagung so schwerwiegend ist, dass es eines zusätzlichen Faktors gar nicht bedarf, um ein Restless Legs Syndrom zu bekommen. Auf der anderen Seit kann die Veranlagung so gering sein, dass es viel größerer Triggerfaktoren bedarf, um die Krankheit ausbrechen zu lassen.
Die einfache Einteilung in primäres oder sekundäres RLS ist somit wahrscheinlich zu sehr vereinfacht und spiegelt nicht die komplexen ineinandergreifenden Ursachen wieder, die weiterhin Inhalt spannender wissenschaftlicher Untersuchungen sind.
Schweregrad
Ursachen
Verlauf
Welcher Arzt ist der Richtige?
Psychiache Erkrankungen und RLS
Behandlung
Nicht medikamentöse Behandlung
Bei leichten Symptomen reicht häufig eine Änderung der Lebensgewohnheiten oder ein Hausmittel aus, um die Beschwerden zu lindern. Hierzu zählen zum Beispiel die Einhaltung einer guten Schlafhygiene mit regelmäßigen Bettgehzeiten und das Vermeiden von Schlafentzug zum Beispiel durch Wechselschichtarbeiten. Auch allgemeine Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung und das Vermeiden von RLS-verstärkenden Faktoren wie z. B. Kaffee, Alkohol, Wärme sowie eine regelmäßige moderate körperliche Aktivität kann sich positiv auswirken.
Zur unmittelbaren Symptomlinderung können physikalische Maßnahmen wie Massagen, kühlende Gele oder Bäder angewendet werden. Auch eine gedankliche Ablenkung durch Hobbys wie z. B. Handarbeiten, Basteln, Spielen oder Lesen kann die Symptome erträglicher machen.
Medikamentöse Behandlung
Vor Beginn einer solchen Therapie sollten folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Mögliche Grunderkrankungen, die ein RLS auslösen können, sollten ausgeschlossen oder - wenn möglich - bereits primär behandelt sein
- RLS-auslösende bzw. RLS- verstärkende Medikamente sollten abgesetzt bzw. ausgetauscht werden
- Die Diagnose des RLS muss zweifelsfrei feststehen [Link zur Diagnose]
- Die Lebensqualität sollte durch das RLS – hauptsächlich durch Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit – so stark beeinträchtigt sein, dass ein erheblicher Leidensdruck besteht
Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, wird Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen sorgfältig prüfen, welches Mittel und welche Dosierung am besten zur Behandlung Ihrer individuellen Symptomatik geeignet sind. In der Regel ist eine niedrige Tagesdosis ausreichend. Abhängig von der Schwere der Symptomatik, der zeitlichen Verteilung der Beschwerden und von vorbestehenden medikamentösen Nebenwirkungen ist zwischen einer Therapie mit dopaminergen Medikamenten, Opioiden oder Medikamenten zur Behandlung neuropathischer Beschwerden abzuwägen.
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Antikonvulsiva/Medikamente zu Behandlung neuropathischer Beschwerden
Komplementäre Behandlung
Wenn trotz modernster Therapien die Heilung nicht so verläuft, wie es sich die Patientin oder der Patient wünscht, suchen manche Hilfe bei „alternativen“ bzw. komplementären, d.h. ergänzenden Behandlungsmethoden.
Wichtig ist zu betonen, das komplementärmedizinische Methoden im Sinne einer integrativen Medizin grundsätzlich nur als Ergänzung schulmedizinischer Methoden erfolgen sollten. Ziel komplementärmedizinischer Behandlungen ist es, den Behandlungserfolg klassischer Therapien bestmöglich zu unterstützen.
Wichtig zu wissen:
Das Angebot an komplementärmedizinischen Methoden ist vielfältig und nicht leicht zu überschauen. Komplementärmedizinische Methoden beruhen auf teilweise sehr unterschiedlichen Denkansätzen und für viele fehlt es an wissenschaftlich fundierten Beweisen ihrer Wirksamkeit. Ihre Anwendung beruht vielfach auf subjektiver Beurteilung von PatientInnen und Behandelnden. Eine wichtige Rolle kann hier auch der Placeboeffekt (positive Veränderung des Gesundheitszustandes ohne Wirkstoff oder durch Scheinbehandlung) spielen, der für den Krankheitsverlauf durchaus hilfreich sein kann und oft auch bei schulmedizinischer Behandlung genutzt wird.
Um keinen gesundheitlichen Schaden zu erleiden, sollten PatientInnen durch „alternative“ Methoden nicht von wirksamen schulmedizinischen Behandlungen abgehalten werden. Komplementärmedizin bzw. komplementäre Methoden werden nur als Ergänzung zur Schulmedizin gesehen. Um auch keinen wirtschaftlichen Schaden zu erleiden, sollten sich PatientInnen sich genau informieren, bevor sie sich für die jeweilige Methode oder ein besonderes Produkt entscheiden. Dies nicht zuletzt, weil die Kosten für die meisten dieser Therapien nicht von den Krankenkassen übernommen werden und selbst bezahlt werden müssen.
Es wird empfohlen, die Entscheidung für eine komplementäre Therapie vorab mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Eisentherapie
Zum einen transportiert das Eisen als Bestandteil des Hämoglobins den Sauerstoff im Blut von der Lunge in die Gewebe. Eisen ist jedoch auch für die Energiegewinnung der Zellen notwendig. Daher kann ein Eisenmangel – auch ohne Blutarmut (Anämie) – zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungsmangel führen.
Drittens benötigen wir Eisen u.a. für die Herstellung von Dopamin. Fehlt dem Körper Eisen, dann wird auch zu wenig Dopamin gebildet. In der Folge kann es zum Auftreten eines Restless Legs Syndroms (RLS) kommen oder bereits bestehende RLS-Symptome können sich verstärken.




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